Projekt 3: Talglicht mit Leinendocht

In den vorangegangenen Berichten wurde bereits ausführlich erläutert warum eine Dochtauswahl für ein Talglicht für eine akkurate Darstellung des Mittelalterlichen Lebens sehr nützlich sein kann. Auch wurden bereits einige Versuche mit verschiedenen Dochten gemacht und dabei stellte sich heraus, dass ein guter Docht aus einem recht saugfähiges Material besteht, welches sich in der Tonschale aufstellen lassen kann. Als ideale Variante stach ein Docht aus Küchenrolle ins Auge, welche jedoch den beachtlichen Nachteil aufweist in dieser Form sicher nicht bekannt gewesen zu sein...

 

Also wurde nach einem Stoff gesucht welcher möglichst ähnliche Eigenschaften wie die Küchenrolle aufweist und dennoch belegt ist. Nach einem Seitenblick auf einen Ballen schönes Mühlviertler Leinen fiel die Wahl darauf.

 

Demnach ist das Material für diesen Versuch:

  • Tonschale aus dem Baumarkt
  • Schweineschmalz
  • ein Streifen Leinen

 

Schweren Herzens wurde nun ein Streifen von dem Leinen abgeschnitten, mit Schmalz getränkt in die Schale gelegt und angezündet.

Bei diesem ersten Versuch geschah etwas was uns zuerst verwunderte - zwar fingen die seitlich wegstehenden Fasern durchaus an etwas zu glosen, doch blieb eine echte Flamme aus und der Docht versagte somit.

 

Dieses Problem ließ sich jedoch leicht beheben. Als nächstes wurde das Leinenstück so platziert, dass nicht eine geschlossene Stofffläche sondern ein offenes Ende mit offenen Fasern nach oben ragt.

Da dies nun recht gut funktionierte wagten wir uns an weitere Versuche heran - als nächstes wurde die Flamme mit der eines Teelichts verglichen - und stieg bei diesem Vergleich nicht schlecht aus:

 

Nun ist bei derartigen Lampen jedoch nicht nur die Leuchtkraft relevant, sondern auch wie sie sich im Verlauf der Zeit verhält. Darum wurde die Lampe noch eine gewisse Zeit nicht gelöscht und beobachtet was passiert.

Die folgenden Aufnahmen wurden jeweils zu den darunter angegebenen Zeiten geschossen:

10min
10min
20min
20min
30min
30min

Wie schön zu erkennen ist verflüssigt sich im Laufe der Zeit das gesamte Schmalz, was gerade auf wackeligen Tischen ein nicht unerhebliches Risiko darstellt, da das geschmolzene Fett eine hohe Temperatur erreicht, welche Verbrennungen auslösen kann, wenn man mit ihr in Kontakt kommt. Und man verschüttet recht leicht etwas davon, gerade wenn die Schale bis zum Rand gefüllt ist und bewegt werden soll oder eben nicht stabil aufgestellt wurde.

 

Doch obwohl das vollständige schmelzen des Fettes erhöhte Vorsicht im Lager erfordert stellt es dennoch einen Vorteil dar: Es ist relativ leicht eine bereits brennende Feuerschale mit frischem Material zu versorgen, also quasi Schmalz nachzulegen, wie in den folgenden Bildern zu erkennen ist.

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass ein derartiges Talglicht mit Leinendocht eine praktikable und durchaus akkurate Lichtquelle darstellt, welche aufgrund des Feuer- und Verbrennungsrisikos jedoch mit Vorsicht zu genießen ist und mit ausreichend Bedacht behandelt gehört!

Neueste Erkenntnisse nach längerem Betrieb der Talglampen:

 

1. Die Schalen werden HEISS, daher doppelte Schalen und Unterlagebrett verwenden!
2. Der Schmalzverbrauch ist höher als erwartet, immer genügend Schmalz mitführen.
3. Ein Stein ist nicht erforderlich um den Docht zu stützen

4. Wenn es sehr kühl ist und man lässt die Schale ausbrennen springt diese => vorher ausblasen

5. Bei starkem Wind dauert es etwas bis die Lampe brennt. Dann muss man auch darauf achten dass in Windrichtung nichts Brennbares steht


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