Talglicht mit verschiedenen Dochten

Warum ein Talglicht überhaupt als Beleuchtungsmittel interessant ist, wird bereits hier ausführlich behandelt, und von daher möchte ich hier nur auf die verschiedenen Docht-Varianten eingehen. Nachdem erstens die Lichtausbeute bei einem Hanfdocht nur in etwa der eines Teelichts entspricht, und es stetig nötig ist den Auflagestein zu verrücken, stellte sich die Frage, ob man die Situation nicht mit einer Änderung des Dochtes historisch akkurat verbessern kann.

 

In allen Fällen besteht das Material prinzipiell aus:

  • Tonuntersetzer aus dem Baumarkt
  • reines Schweineschmalz
  • Und den verschiedenen Docht-Varianten.

 

 

Variante 1 - Holzkohledocht

Der erste Versuch wurde mit einem Docht aus Holzkohle gestartet, nachdem Holzkohle weithin bekannt gewesen, als auch prinzipiell brennbar ist.

 

Zuerst wurde mit einem länglichem Stück Kohle (sozusagen ein Kamin/Brandpfahl) begonnen, welches vor dem Anzünden in Schmalz getunkt wurde.

Wie zu erkennen ist, funktionierte es mit diesem Docht nur sehr... beschränkt.

Die Vermutung lag nahe, dass die Distanz zwischen Flamme an der Dochtspitze und dem Schmalz viel zu groß war, und von daher kein flüssig gewordenes Schmalz als Brennstoff nachgeliefert werden konnte. 

Aus diesem Verdacht resultierte auch unsere nächste Dochtwahl, nämlich ein recht kleines Stückchen Kohle, welches noch gerade so aus dem Schmalz heraussieht (nachdem es wiederum damit getränkt wurde).

Bei diesem recht kleinen Kohledocht gelang es nach einer relativ langen Anzündephase eine relativ stabile Flamme zu erzeugen. Jedoch wurde das Kohlestückchen beim wegschmelzen des Schmalzes langsam instabil und mit zunehmender Schräglage wurde die Flamme im Schmalz erstickt.

Daher wurde beschlossen es wieder mit einem größeren Stück zu versuchen, welches jedoch diesmal in der Schmalzschale liegen sollte. Gewählt wurde das selbe, bereits mit Schmalz getränkte, Kohlestück wie beim "Kamindocht", diesmal jedoch in liegender Position.

Dieser Versuch scheiterte kläglich. Selbst nach langem beflammen war an keine noch so kleine stabile Flamme zu denken. Doch auch eine mögliche Erklärung für dieses Ergebnis war schnell gefunden: Die Maserung der Holzkohle verlief horizontal, und war dadurch beim Transport des flüssigen Schmalzes zur Flamme nicht sonderlich hilfreich.

Wiederum war mithilfe eines anderen Kohlestückchens eine mögliche Abhilfe schnell gefunden: Es wurde ein bergförmiges Stückchen gewählt, mit Maserung in der horizontaler Richtung (und natürlich wurde auch dieses Stück wieder vorab mit Schmalz getränkt).

Auch dieser Versuch scheiterte - die Flamme verlosch stets nach kürzerer Zeit. 

Der Grund für das diesmalige Scheitern war schwieriger zu finden, jedoch vermuteten wir, dass die Flamme erneut zu weit vom Schmalz-Nachschub entfernt war.

Daher beschlossen wir die beiden bisslang vielversprechendsten Versuche zu kombinieren und sowohl das kleinste Kohlestückchen als auch das Bergförmige zu verwenden.

Dabei wird das kleine an das Bergförmige angelehnt um es erstens vorm "ertrinken" zu bewahren und zweitens mit seiner Flamme stetig das größere anzufachen.

Auch wenn diese Variante zu Beginn recht vielversprechend erschien, brannte die Flamme dann doch nach einer gewissen Zeit aus, und verlosch. Hierfür fielen uns keine Gründe mehr ein, und wir beschlossen "Operation Holzkohledocht" als gescheitert zu betrachten und zu etwas anderen überzugehen. Anscheinend brennt Holzkohle nicht gut genug um als Docht zu dienen, oder sie ist nicht porös genug um genug flüssiges Schmalz zur Flamme zu saugen. 

 

 

Variante 2 - Holzdocht

Ein Material das sowohl besser brennt als Holzkohle, als auch eine bessere Kapillarwirkung aufweist ist der Grundstoff zur Holzkohleherstellung - Holz.

Das erste Holzstück welches uns als geeignet erschien wurde auch gleich getestet: ein Zahnstocher, zerbrochen und mit Schmalz getränkt.

Wie dieser Versuch jedoch deutlich gezeigt hat, neigt Holz dazu, zu schnell zu brennen, ohne dabei genug Schmalz nach zu fördern. Dadurch brennt zumindest ein Zahnstocher im Schmalz nicht länger, als ohne.

 

 

Variante 3 - Vulkangestein

Als nächstes wurde der etwas unorthodoxe Ansatz gewählt einen Stein als Docht zu verwenden. Zwar lassen sich nirgends Quellen finden, in denen ein Bimsstein zur Beleuchtung verwendet wird, jedoch hat es derartige Steine bereits gegeben und wenn durch die Porösität genug Schmalz nach oben transportiert wird um zu eine Flamme zu speisen, könnte ein Vulkanstein durchaus einen passablen Docht abgeben.

Tja, jetzt wissen wir warum keine Quellen von Vulkangesteindochten sprechen - es funktioniert nämlich schlicht und ergreifend nicht. Alles was man erreicht ist, dass der Stein warm wird.

 

 

 

Variante 4 - Küchenrolle

Nach all diesen Fehlschlägen war die Frustration schon hoch, und von daher beschlossen wir ein Stück (durch die vorangegangen Experimente bereits mit Schmalz getränktes) Küchenrolle zu verbrennen. Wir legten es also über den noch im Schmalz versenkten Vulkanstein, und hielten die Kamera bereit:

Leider ist Küchenrolle nun wirklich nicht authentisch, denn dieser Versuch aus Verzweiflung war der Erfolgreichste von allen: nach einer gewissen Zeit hatte sich die Flamme auf die im großen Bild gezeigte Größe stabilisiert, und verbrannte nur noch Schmalz, während  Die Küchenrolle erhalten blieb.

 

Die naheliegende Frage war nun, welche zur damaligen Zeit verfügbaren Materialien ähnliche Eigenschaften hatten. Ein Artikel zum Thema folgt in Kürze.

 

 

 

Verfasser: Peter Weilnböck


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