Zusammenschau zweier Publikationen zum Thema Siegel und Wappen der Stadt Linz

Siegel und Wappen der Stadt Linz.

Hoffmann Alfred in Jahrbuch der Stadt Linz, 1935.

Entstehung und Aufkommen der Städtewappen

Siegel von 1256 (aus: Hoffmann, Alfred; Siegel und Wappen der Stadt Linz. In Jahrbuch der Stadt Linz, 1935.)
Siegel von 1256 (aus: Hoffmann, Alfred; Siegel und Wappen der Stadt Linz. In Jahrbuch der Stadt Linz, 1935.)

1) Heeresbannzeichen = Landeswappen (Ende 12. Jhdt.)

2) Verbreitung des mittelalterlichen Urkundenwesens = Siegel (ab Anfang 12.Jhdt.)

 

Urkundenwesen – Siegel als Beglaubigungsmittel da die bildliche Erkennung des Ausstellers für jeden nachvollziehbar war

 

Es gilt der Grundsatz „dass die Wappenfähigkeit der Siegelfähigkeit gleichzusetzen sei“

Das Fertigungsrecht ist das Recht ein Siegel zu führen, das bedeutet die Fähigkeit rechtsgütige Urkunden auszustellen und ist ein Ausdruck der sozialen und rechtlichen Stellung des Urkundenausstellers

 

Loslösung des auf Ritter und Adlige beschränkten Rechts

 

1200-1300 galten folgende bevorrechteter Personen/ Körperschaften als „Freie“:

*Grundherrschaften (Adel)

*niederer Adel (Ritter)

*Prälaten (mit reichlich Landbesitz behaftete Klöster)

*Bürgerstand (Städte und Märkte)

 

Städte als organisierte Rechtskörperschaften (Ennser Stadtrecht 1212) besaßen seit 1200

genossenschaftliche Verwaltungen und eigenes Recht

 

Älteste Stadtsiegel:

* Köln 1149, Trier 1172, Mainz 1175

*Österreich durchwegs erst ab 1250 nachgewiesen (Annahme des Autors: schon 20-30 Jahre früher, da in jene Zeit die ältesten Städte schon eigenes Recht und Verwaltung besaßen)

 

* 13. Jhdt. Siegelrecht einzelner Vollbürger (Wien 1255, Linz 1297)

* 15. Jhdt. Auch Zünfte und einzelne Zunftsangehörige Personen führen eigene Wappen

* 16. Jhdt. Wirtschaftlicher Niedergang der Städte – Einschränkungen durch den Adels 

 

Das Siegel im Rahmen der städtischen Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte in Linz

Siegel um 1270 (aus: Hoffmann, Alfred; Siegel und Wappen der Stadt Linz. In Jahrbuch der Stadt Linz, 1935.)
Siegel um 1270 (aus: Hoffmann, Alfred; Siegel und Wappen der Stadt Linz. In Jahrbuch der Stadt Linz, 1935.)

1242: Nachweis eines Stadtrichters in Linz, wobei das Stadtsiegel leider nicht erhalten ist, aber ein Siegel ist ein notwendiges Instrument für Justiz und Verwaltung

1256: älteste erhaltene Siegel der Stadt Linz

 

Fälschung?

*schlechter Stempelabdruck + ungeübter Gebrauch des Sieglers

*Dritter Schnitt an der Urkunde – spätere Siegel an Permanentstreifen befestigt nicht an einer Schnur (hier verweise ich auf das zweite Paper)

 

These: echtes Siegel ward zerbrochen, weshalb ein nachgemachtes angebracht wurde um Rechtsgültigkeit des Dokumentes zu bewahren

Falsches Siegel entweder dem echten nachempfunden oder eine vereinfachte kleinere Ausgabe (welches der Autor annimmt)

 

1270 weiteres Siegel überliefert (sicher keine Fälschung)

 

1281-1288 – Unter den Habsburger wurden Siegelveränderungen vorgenommen: Anbringung des Binnenschildes zwischen die Stadttore (geht auf das Schild der Babenberger zurück)

 

Über das Siegeln an sich

Älteste Zeit:

Urkundenart: Urkunden offen „litterae patentes“

Siegelstoff: Pergament als Schreibstoff für Urkunden

Siegelbefestigung: Siegel an zwei Pergamentstreifen angebracht, die durch den unteren Rand der Urkunde gezogen sind. Die Wachsmasse (enstprechend der Stempelgröße) wurde auf den Stempel angedrückte. Zwischen eine weitere Wachsschicht wurden die Pergamentstreifen angebracht. Manchmal wurde der Wachsrand später noch zugeschnitten

Siegelwachs: anfangs naturfarbene gelblich-weißes Bienenwachs, umso später durch Harzzusätze (Aushärtung) immer dunkelbrauner geworden

 

 

2. Hälfte 14.Jhdt. / Anfang 15.Jhdt.

Siegelstoff: als Erstes vor allem im Städtischen Verwaltungswesen Verwendung von Papier als Briefe mit Siegel als Beschlussmarke, weiterhin Pergamenturkunden

Siegelbefestigung Papier: Das Wachs wurde auf Papier aufgebracht, darüber eine weitere Papierschicht (ohne „Oblate“ wäre das Siegel zu schwer), das Siegel wurde durchgedrückt

Siegelwachs: Gebrauch gefärbten Wachses. Grünes Wachs war für Städte charakteristisch (14 Jhdt. Linz) Da dieses hart und spröde war, war nur die Oberschicht aus grünem Wachs, die Unterschicht meist vorgegossenes Weißes.

 

15.Jhdt.

Änderung der Siegel: Privileg rotes Wachs zu führen => Siegel kleiner da Wachs teuer und rotes Wachs schwerer. (nur als Hängesiegel verwendet)

Entwicklung mehrer Siegel unterschiedlicher Größen und Bedeutungen

 

Anm. Wer sich nun über die genauere Entwicklung und die einzelnen Unterschiede der Linzer Stadtsiegeln bis ins 19. Jhdt. informieren möchte, dem sei dieses Paper ans Herz gelegt.

 

Ich gehe jetzt im speziellen auf das andere Paper über, um auf die Problematik des Recherchewesens hinzuweisen. Alles was in einem Paper, Buch,... steht sei mit Vorsicht und kritisch zu lesen. Es spiegelt nur die Meinung dieses einen Autors wieder. Sekundärquellen nachzugehen birgt Chancen einen besseren Blick auf das Ganze zu bekommen.

 

Einige Überlegungen zum ältesten Linzer Stadtsiegel.

Mayrhofer Fritz, in Historisches Jahrbuch Linz, Hrsg. Archiv der Stadt Linz, 1985.

Jeder kennt das heutige Linzer Stadtwappen. Dem als Vorbild wurde im Jahr 1963 das alte Stadtsiegel gelegt. Das Stadttor als Stadtzeichen war gängig im 12.Jhd.

 

Städte mit Siegel im 13. Jhdt. die in dieser Arbeit aufgeführt werden sind:

Linz, Wien , Enns Krems und Villach

 

Die „Freiheitliche Stadtverfassung und Stadtsiegelführung als Ausdruck städtischer Selbstverwaltung“

 

1228 Erwähnug von Linzer Cives

1236 Linz = Civitas = Befestigung

1242 Erwähnung eines gewesenen Richters ( der also schon vorher dagewesen sein musste) und die Erwähnung des Stadtsiegels „cum appositione sigillum civium in Linzhae“ zeigen Linz als Mittelalterliche Rechtsstadt (Richtsstätte) – nur das Siegel selbst ging verloren!

1256 – Urkunde aus dem Stift Zwettel weist das erste Linzer Stadtsiegel nach, das aber von

Alfred Hoffmann in “Siegel und Wappen der Stadt Linz“als Fälschung bezeichnet wurde.

1248-1275 – Die undatierte Schenkungsurkunde des Linzer Bürger Konrad Wachrainer, der 36 Pfund Wiener Münze an den Abt und Konvent von Wilhering schenkte und dafür Güter auf Lebenszeit vom Kloster erhielt, weißt mit Sicherheit ein „echtes“ Linzer Stadtsiegel auf.

1288 Mit Übernahme der Habsburger trat ein neues Siegel in gotischer völlig ausgewogener Form auf

Älteste erhaltene Urkunde mit Linzer Stadtsiegel (aus: Mayrhofer Fritz, Einige Überlegungen zum ältesten Linzer Stadtsiegel. In Historisches Jahrbuch Linz, Hrsg. Archiv der Stadt Linz, 1985.)
Älteste erhaltene Urkunde mit Linzer Stadtsiegel (aus: Mayrhofer Fritz, Einige Überlegungen zum ältesten Linzer Stadtsiegel. In Historisches Jahrbuch Linz, Hrsg. Archiv der Stadt Linz, 1985.)

Ist das aus 1256 älteste erhaltene Linzer Stadtsiegel echt? – mehrerer Auffälligkeiten:

 

* Die Urkunde die eine Mautfreie Durchfuhr einer bestimmten Menge Salz für das Kloster Zwettel erlaubt konnte dem Jahr 1256 zugeordnet werden. Es gibt keine genaue namentliche Erwähnung der Zeugen

* ungeschickter Siegelabdruck = ungeübt

* Das Siegels ist mit 3,5 cm für Österreich sehr klein (Vergleichbares nur im Rheinland)

* Befestigung des Siegels mit einer Hanfschnur statt mit einem Pressel (Pergamentstreifen)

* Ungenauigkeit der Siegelausführung (wobei auch in Wiener Neustatt 1. Hälfte 13.Jhd, bzw. Laa/Thaya 1266 die Siegel „schlampig“ wirken)

 

=> Das Siegel wurde von einer Urkunde auf die andere transferiert, nachdem das alte kaputtging – allerdings bezeugen dieses Mautrecht noch einige andere Urkunden

=> Möglichkeit eines großen und eines kleinen Stadtsiegels? Ab 1272 scheint nur das Große Siegel in Gebrauch, wenngleich auch dies kein Meisterwerk der Siegelschneidekunst ist

 

These: Ottokar Psremysl hatte starken Linzbezug und Herr Mayerhofer vermutet, dass er den Siegeltyp mit der Übernahme von Linz (Anm. 1260) geändet hatte um sich von den Vorgängern abzuheben. => Das Siegel von 1256 wäre somit echt.

 

Das zweite Paper zum nachlesen findet man hier.

 

Anm: In Zusammenschau mit beiden vorliegenden Arbeiten kann sich jeder wertfrei seine Gedanken über die Echtheit des Siegels machen. 

Zusammenfassung von Sandra Weilnböck


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