Konflikte im Land zwischen Inn und Enns

Maciejowski-Bibel: Folio 34r
Maciejowski-Bibel: Folio 34r

Das 13. Jahrhundert war eine turbulente Zeit im Land ob der Enns. Schon das vorhergehende Jahrhundert endete bewegt: Die Babenberger, Herzöge von Österreich, trachteten danach, ihren Besitz abzurunden. Im Land ob der Enns erwarben sie daher Ende des 12./Anfang des 13. Jahrhunderts zahlreiche Dörfer und auch einige Städte, so auch Linz und Wels. Während für Orte wie Waxenberg, Ottensheim, oder Gramastetten, eine Quelle vom Kauf spricht (und für Gramastetten sogar eine Kaufsumme nennt), fand der Übergang von Linz an die Babenberger unter eher rätselhaften Umständen statt1. Das Bistum Passau scheint auch berechtigte Ansprüche auf die Herrschaft über die Stadt gehabt zu haben. Auch in Leonding waren etliche Güter im Besitz des Passauer Bistums2.

Als schließlich über den letzten Babenberger Friedrich II. (der Streitbare), wegen seiner rücksichtslosen Politik die Reichsacht verhängt wurde, belagerten der bayrische Herzog und der Bischof von Passau 1236 die Stadt Linz, mussten aber unverrichteter Dinge wieder abziehen3. Elf Jahre lang sollte Friedrich II. noch regieren.  1247 aber fiel er gegen die Ungarn in der Schlacht an der Leitha.

Sogleich begann ein Ringen um die Vorherrschaft in den nun verwaisten Ländereien. Der Passauer Bischof Otto von Lonstorf (vormaliger Linzer Pfarrer4), verfügt wie aus heiterem Himmel über ein Testament des verstorbenen Herzogs. Darin wird dem Bistum Passau eine Entschädigung von 300 Pfund Silber zugestanden. Bis dieses bezahlt sei, würde man die Städte Linz und Wels  Adalbero von Polheim und Meinhard Tröstel in Obhut geben. Obwohl zumindest letzterer ein Dienstmann des Herzogs gewesen war, so ist der Inhalt dieses Testamentes reichlich überraschend – und stellt sich dann auch als gefälscht heraus. Genauso gefälscht war eine Urkunde, in der der Babenbergerherzog angeblich 1241 Linz als Lehen vom Bistum Passau anerkennt. Diese beiden Fälschungen gehen allerdings nach hinten los – am 1. April 1253 verpflichtet sich Ottokar II. Premysl zur Zahlung des Betrages an Silber und gelangt so in den Besitz von Linz1. Dieses Erwerben von Gütern im Land ob der Enns durch die Könige von Böhmen ist nichts Neues: schon 1233 hatte das Stift St. Florian Ottokars Vater mit dem Schutz der Besitzung St. Stefan am Walde anvertraut5.

 

Literatur:

 

1. Fritz Mayrhofer,'Zum Übergang von Linz an die Babenberger', in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1980,  Archiv der Stadt Linz: Linz, 1981, S. 39 - 56.


2. Walter Aspernig,'Der ehemalige Besitz des Chorherrensiftes St. Nikola bei Passau im Raume von Linz - ein Beitrag zur historischen Topographie von Linz', in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1985,  Archiv der Stadt Linz: Linz, 1986, S. 1 - 13.


3. Erwin Reidinger,'Mittelalerliche Stadtplanung am Beispiel Linz', in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 2001,  Archiv der Stadt LInz: Linz, 2003, S. 11-98.


4. Ludwig Rumpl,'Die frühen Linzer Stadtpfarrer (1240-1552), Nachtrag', in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1966,  Archiv der Stadt Linz: Linz, 1967, S. 11-59.


5. Othmar Hageneder,'Ottokar II. Premysl und das Land ob der Enns im Spiegel des CODEX DIPLOMATICUS ET EPISTOLARIS REGNI BOHEMIAE  V1 (1253-1266)', in: Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereines,  Bd. 120.  Oberösterreichischer Musealverein: Linz, 1975, S. 111 - 130.

 

 

Verfasser: Christoph


Impressum | Datenschutz | Cookie-Richtlinie | Sitemap
Copyright by Burgaere Lintze